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Am 2. April ist Weltautismustag

Dubova/fotolia.de

In der Pandemie fehlt Menschen mit Autismus oft die gewohnte Tagesstruktur

Kreis Borken (drk-press). Autismus und Corona-Pandemie: Wie geht das in schwierigen Zeiten zusammen? Am Freitag, 2. April, ist Weltautismustag. Das Rote Kreuz im Kreis Borken gibt einen Einblick darüber, wie die Coronasituation von Menschen mit Autismus wahrgenommen wird.
Beim Autismus handelt es sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die bereits im Kindesalter beginnt. Sie ist charakterisiert durch schwerste Störungen der Kontaktaufnahme und der Kommunikation mit anderen Menschen. Hinzu kommen Verhaltensauffälligkeiten, die im Alltag für die Eltern und Geschwister sowie den Bezugspersonen im Kindergarten, der Schule und anderen Einrichtungen sehr belastend sein können. Menschen mit Autismus führen alltägliche Aufgaben oftmals starr und routiniert aus und bestehen auf bestimmte Handlungsroutinen.

Veränderungen jeglicher Art, seien es Variationen in Bezug auf Handlungsfolgen oder aber veränderte Details im persönlichen Umfeld – Irritationen auslösen bis hin zu deutlichen Widerständen aus. Vor diesem Hintergrund spielt die Corona-Pandemie eine ganz besondere Rolle für autistisch veranlagte Menschen, die eh wegen ihrer schwerwiegenden Entwicklungsstörung mitunter lebenslang Hilfe und Unterstützung brauchen. Zitate von Menschen mit Autismus begründen dies in Pandemiezeiten, zum Beispiel zu diesen Themen wie soziale Interaktion: „Es ist gut, dass Körperkontakt nicht erwünscht ist und dass mehr Abstand voneinander gehalten wird, dass Masken getragen werden und somit meine Mimik nicht bedeutsam ist“ (J., 29 Jahre); zur Kommunikation: „Maske ist auch positiv, niemand achtet mehr so sehr auf Mimik, sondern auf Worte“ (P., 14 Jahre); Die gewohnte und wichtige Tagesstruktur und Routine bieten an sich Sicherheit und Orientierungshilfen. Dies sei, sagen Betroffene, durch Corona durcheinandergekommen. Und das Homeschooling werde als große Veränderung und Stressfaktor erlebt: „Sich alleine zu Hause organisieren zu müssen, ist eine Katastrophe“, sagt ein 14-Jähriger.

Corona verstärkt die Entwicklung von stereotypen Verhaltensweisen, denn diese vermitteln dem Betroffenen Sicherheit. Die Reduzierung äußerer Stressfaktoren empfinden manche als positiv: „Durch den Lockdown wurde es allgemein eher toleriert, wenn man in seinem Zimmer geblieben ist und sich zurückgezogen hat“, wird ein 18-Jähriger zitiert. „Durch Corona wurde meine Freizeit kaum beeinflusst. Da ich sowieso kaum draußen bin, fiel es mir leicht, soziale Kontakte zu meiden“, erklärt ein 25-Jähriger.

Individuelle Förderung und Begleitung
Das Rote Kreuz bietet für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine individuelle Förderung und Begleitung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung. Die Autismusambulanzen an zahlreichen Standorten im Kreis Borken bieten Beratung und Unterstützung – auch fürs Umfeld wie Familie, Kindertageseinrichtung, Schule und Wohnstätte. Die Förderung wird ambulant oder mobil, vor Ort zu Hause und in den Räumen der Autismusambulanz angeboten. Im Rahmen einer individuellen Unterstützung findet selbstverständlich eine enge Kooperation mit begleitenden Institutionen statt. Die aktuelle Fortsetzung der autismusspezifischen Förderung wird derzeit von Betroffenen und Angehörigen als Entlastung und strukturgebend erlebt – mithin ein Stück Normalität im Coronaalltag. Unter Berücksichtigung der Hygieneauflagen finden Einzelfördertermine weiterhin statt.

Weitere Informationen zum Autismusambulanz und Ansprechparter sind hier zu finden.