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Am 2. April ist Weltautismustag: Autismus – das Besondere in uns

Athena, 16 Jahre: „Ja, ich bin Autistin, zurücklächeln kann ich trotzdem.“
Alex, 26 Jahre: „Ich habe den Meister als Fahrzeuglackierer gemacht. Mein Autismus hat mich hierbei nicht behindert, sondern eher bereichert.“
David, 42 Jahre: „Ich habe ein ganz besonders Hobby, die Kunstform Origami.“
Paula, 19 Jahre: „Ich bin Autistin und bin mit meinem Leben zufrieden.“

Das Rote Kreuz im Kreis Borken nimmt dies zum Anlass, auf Menschen mit Autismus hinzuweisen.

Wenn man Autismus hört, haben viele Menschen schon ein Bild im Kopf. Ein Kind, das in der Ecke sitzt und hin- und herschaukelt, möglicherweise sogar mit dem Kopf gegen die Wand schlägt oder jemand, der das Telefonbuch von vorne bis hinten auswendig kennt. Viele denken an die Filme „Rain Man“, „Das Mercury Puzzle“ oder Sheldon Cooper von „The Big Bang Theory“. Das Wort Autismus ist mit Vorurteilen behaftet, und die Menschen, bei denen Autismus diagnostiziert wurde, werden schnell in eine Schublade mit den fiktiven Figuren aus Film und Fernsehen gesteckt. Autismus-Spektrum-Störungen sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen – oder anders ausgedrückt: Bei autistischen Menschen ist das Gehirn ein bisschen anders vernetzt.

Oberbegriff Autismus-Spektrum-Störung

Es wird zwischen „frühkindlichem Autismus“, „Asperger-Syndrom“ und „atypischem Autismus“ unterschieden. Die Unterscheidung fällt in der Praxis jedoch immer schwerer, da zunehmend leichtere Formen der einzelnen Störungsbilder diagnostiziert werden. Daher wird heute der Begriff der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) als Oberbegriff für das gesamte Spektrum autistischer Störungen häufig verwendet. Die Merkmale zeigen sich in drei Bereichen besonders deutlich im sozialen Umgang mit Mitmenschen, in der Kommunikation und in sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen. Die Auswirkungen sind jedoch bei den Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt.

Es gibt Menschen mit Autismus, die enorme kognitive Stärken, eine hohe Intelligenz und herausragende Qualifikationen haben. Im Alltag können jedoch Herausforderungen wie Sinneseindrücke, zwischenmenschliche Interaktionen oder non-verbale Signale echte Barrieren darstellen. Viele Menschen mit Autismus haben besondere Fähigkeiten. Manche können gleiche und wiederkehrende Muster mit großen Mengen an Daten und Informationen schnell erkennen oder andere habe eine große Leidenschaft für Spezialinteressen (Astrologie, Mathe, Kunst, Musik) und zeigen hier ein tiefes Detailwissen. Einzelne haben ein intrinsisches Qualitätsbewusstsein: Sie suchen nicht nach Fehlern, sie sehen sie einfach – und oft haben sie einen hohen Qualitätsanspruch.

Viele autistische Menschen haben Schwierigkeiten damit, in unserer Gesellschaft integriert zu werden. Des Öfteren kämpfen sie mit Frustration und Stress. Das kann sich quasi durch das ganze Leben vom Kindergarten über die Schule und die Ausbildung bis hin zum Beruf und das Privatleben ziehen. Viele haben das Gefühl, wie von einem anderen Planeten zu sein („Wrong Planet Syndrome“). Aufgrund von Blickvermeidung und verschlossener Körpersprache werden sie als abweisend und desinteressiert wahrgenommen. Mobbing und Missverständnisse sind die Folge. Schwierigkeiten, Mimik und Gestik anderer zu deuten, werden teils als mangelnde Einfühlung missinterpretiert. Auch eine scheinbare Gefühlskälte ist ein Mythos. Der moralische Kompass ist nichts anderes, sogar oftmals höher als üblich. Unsere Umwelt sieht den Menschen mit Autismus als Außenseiter und sozial unverträglich. Viele haben Schwierigkeiten, einen guten Job zu finden, weil sie nicht in das stromlinienförmige Konzept der Gesellschaft passen.

Damit sich Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung in der Gesellschaft aufgenommen und verstanden fühlen, braucht es weiter Aufklärung und Information über das Thema, Outings der Betroffenen und die Offenheit der Menschen für „das Anderssein“. In einem informierten Umfeld können Autistinnen und Autisten sein, wie sie sind.

Das Rote Kreuz im Kreis Borken bietet individuelle Förderung und Begleitung

Seit 2003 setzt sich die DRK-Autismusambulanz, als Säule des DRK-Integrations- und Therapiezentrums (ITZ) für die Interessen und Bedürfnisse von Menschen mit autistischen Besonderheiten und deren Umfeld ein. Das Rote Kreuz bietet Förderungen durch autismusspezifische Fachleistungen zu den unterschiedlichen Fragestellungen und Bedarfen. 

Sozialpädagogin Patricia Rotterdam der DRK-Autismusambulanz im Integrations- und Therapie-Zentrum  (ITZ) des Roten Kreuzes erklärt: „Wir eröffnen mit unserer Autismusambulanz Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit der Diagnose Autismus eine ganzheitliche, heilpädagogisch-therapeutische und individuelle Förderung und Begleitung. Die klientenorientierte Unterstützung basiert auf unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen. Dabei wird auch das soziale Umwelt der Klienten wie Familie und begleitende Einrichtungen in Form von Beratungsgesprächen oder Teilnahme an Therapiestunden mit einbezogen.“ 

Zum Weltautismustag am 2. April haben Klienten der DRK-Autismusambulanz Statements abgegeben, was Autismus für sie bedeutet.

  • Paula, 19 Jahre: „Ich bin Autistin und bin mit meinem Leben zufrieden.“
  • Athena, 16 Jahre: „Ja, ich bin Autistin, zurücklächeln kann ich trotzdem.“
  • Alex, 26 Jahre: „Ich habe den Meister als Fahrzeuglackierer gemacht. Mein Autismus hat mich hierbei nicht behindert, sondern eher bereichert.“
  • David, 42 Jahre: „Ich habe ein ganz besonders Hobby, die Kunstform Origami.“

Die DRK-Autismusambulanzen haben ihre Standorte in Ahaus, Bocholt, Borken und Gronau. 

Weitere Informationen zur Autismusambulanz sind hier zufinden.